
Nach dem offiziellen Ende des Demokratie Leben Projektes Du, Ich, Wir - Vogelsang gestalten blicken wir zurück auf drei Demokratiecafés und sechs Gesprächskreise, in denen die Vogelsanger*innen ihre Anliegen eingebracht haben. Viele unterschiedliche Anliegen wurden zusammengetragen und konkrete Projektideen entwickelt. Die ersten engagierten Bürger*innen sind bereits aktiv geworden und beginnen erste Ideen in die Tat umzusetzen.
Hier ein Überblick über die Entwicklungen:
Austausch mit Dr. Robert Jende
Am 13. Januar fand ein digitales Treffen mit Dr. Robert Jende statt, der bei der anstiftung seit 2023 das Netzwerk der Demokratiecafés aufbaut und koordiniert. Wir wollten uns mit ihm noch einmal über den demokratischen Moment in der Methode Demokratiecafé und die Erfahrungen, die wir in Vogelsang sammeln konnten, austauschen. Das demokratische Moment in den Demokratiecafés besteht unter anderem in dem Prozess, sich aus den vielen Anliegen, die mitgebracht werden, gemeinsam mit der anwesenden Gruppe auf ein Anliegen zu beschränken. Ein Anliegen, das alle mittragen können und an dem alle interessiert sind. Kein leichtes Unterfangen und super spannend zu erleben!
Wir (Karin und Jens) stellten Robert die Ergebnisse und unsere Erfahrungen mit der Methode vor und erklärten, warum wir es für wichtig halten, neben den Demokratiecafés auch begleitende Gesprächskreise anzubieten, in denen die Teilnehmenden mal mit lokalen Politiker*innen, mal mit Expert*innen zu bestimmten Themen ins Gespräch kommen. So spannend und bereichernd die Methode des Demokratiecafés auch ist, der Zulauf zu unseren Gesprächskreisen war deutlich höher als zu den Demokratiecafés. Nach einem intensiven Austausch erhielten wir ein sehr positives Feedback über den Projektverlauf und die vielen Projektideen, die entstanden sind.

Karnevalsorden für die Finken
Ein besonderes Highlight für unseren Verein F.I.N.K.e.V. war es, von Markus Wegner (Geschäftsführer des Karnevalsvereins Rotshäre) zur Ordensvorstellung ins historische Rathaus eingeladen worden zu sein. Viele Gäste wurden an diesem Abend im Amtszimmer des Oberbürgermeisters von Dr. Ralph Elster (CDU) begrüßt und bekamen den neuen Orden der Rotshäre überreicht. Für uns als Verein ist es eine große Ehre, einen dieser wunderbaren Orden verliehen zu bekommen. Diese Einladung haben wir unserem Engagement im Projekt zu verdanken.
Termin beim Bürgermeister
Im Rahmen der Veranstaltung hatten wir die Möglichkeit, einen Termin mit dem Bürgermeister zu vereinbaren. Dieser findet im Februar statt. Wir erhalten die Möglichkeit, die Ergebnisse des Projektes für die Bürger*innen von Vogelsang vorzustellen. (An dieser Stelle ist es uns wichtig zu betonen, dass wir im Vorfeld alle demokratischen Parteien eingeladen haben, sich an dem Projekt zu beteiligen. Wir freuen uns daher sehr, dass sich die Parteien SPD und Grüne aktiv beteiligt haben und auch die CDU das Engagement aller Beteiligten würdigt). Wir sind gespannt, welche Unterstützung die Ideen der Bürger*innen auf solch hoher Ebene erfahren werden. Die regelmäßigen Berichte über die Ergebnisse des Projektes ermöglichen allen lokalen Politiker*innen sich über die im Projekt entstandenen Ideen zu informieren und diese im politischen Betrieb umzusetzen.
Sichere Schulwege für Kinder – Laufbus bald in Vogelsang?
Nach dem Termin im Historischen Rathaus gab es weitere spannende Termine. Ein wichtiges Thema des ersten Demokratiecafés war der sichere Schulweg für die Grundschulkinder aus Vogelsang.
Wer schon einmal morgens vor Schulbeginn an der Kardinal-Frings-Schule war, wird bestätigen können, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen für die Grundschüler*innen kommt. Besorgte Eltern bringen ihre Kinder oft mit dem Auto zur Schule, um einen sicheren Schulweg zu gewährleisten. Dies erhöht jedoch das Verkehrsaufkommen und führt häufig zu einer Gefährdung der Kinder, die alleine mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen. Im Gesprächskreis mit den Expert*innen Ralph und Melanie vom VCD wurde die Idee des Laufbusses vorgestellt. Diese Idee führt dazu, dass das Verkehrsaufkommen rund um die Schulen reduziert werden kann und hat sehr viele weitere Vorteile für die Schüler*innen und deren Eltern.
Da F.I.N.K.e.V. nicht für die Umsetzung von Projekten zuständig ist, haben wir diese Idee an der Kardinal-Frings-Schule an der richtigen Stelle platziert und sind sehr gespannt, ob und was sich daraus entwickelt.
Öffnung der Schulhöfe - Bolzplatz für Vogelsang
Das Thema Öffnung von Schulhöfen nach Schulschluss ist in Köln seit kurzem ein Politikum für sich. Bereits bei der Auftaktveranstaltung zum Kappesrollen wurde der Bedarf an einem Bolzplatz für Kinder deutlich. Sehr viele Kinder äußerten den Wunsch, sich mit Freunden im Park zu treffen und gemeinsam Fußball zu spielen. Im Laufe des Projektes erfuhren wir von einem engagierten Vater, dass die Stadtverwaltung zwei Fußballtore für das Biesterfeld genehmigt hatte. Nach einigen Wochen gab es jedoch gegenteilige Aussagen einer Lokalpolitikerin. Die Kölner Verwaltung plane derzeit nicht, Fußballtore aufzustellen.
Mit der Berta von Suttner Realschule, der Wassermann Gesamtschule und der Kardinal-Fring-Schule verfügen gleich mehrere Schulen über einen Bolzplatz (teilweise auch über Basketballplätze, Klettermöglichkeiten sowie Tischtennisplatten). Da liegt es nahe, keine neuen Bolzplätze zu bauen, sondern die vorhandenen zu nutzen.
Gemeinsam mit den Lokalpolitiker*innen Dunja Engelke und Oliver Seeek (SPD) besprachen wir mit zwei weiteren Bürger*innen die Möglichkeiten, die sich rund um das Thema ergeben. Bei einer Öffnung der Schulhöfe könnten zum Beispiel Vereine, die in den Hallen Sport anbieten, mit einbezogen werden oder Eltern, deren Kinder die Schulhöfe nutzen, könnten gemeinsam mit den Kindern für Ordnung sorgen. Es gibt viele Möglichkeiten.
Aufmerksame Zeitungsleser*innen haben aber auch mitbekommen, dass es die Stadt Köln schafft, 500.000 € pro Jahr für die Öffnung von 9 Schulhöfen auszugeben. Es bleibt spannend, ob, wann und zu welchen Kosten es einen Bolzplatz oder die Öffnung der Schulhöfe in Vogelsang geben wird.
Kooperation von Karnevalsverein und Familienzentrum
Die Rotshäre, in Person des Geschäftsführers Markus Wegner, waren im Projekt sehr aktiv. Ziel des Vereins ist es, die Karnevalstraditionen im Veedel zu erhalten und attraktiv zu gestalten. Dazu wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Nubbelverbrennung vom Basteln des Nubbels bis zu seiner Verbrennung zu einem gemeinschaftlichen und geselligen Ereignis zu machen. Dies wurde beim zweiten Demokratiecafé zum Thema gemacht und erste Ideen gesammelt.
Besonders schön ist, dass sich nun die Rotshäre und das Familienzentrum Dillendöppcher zusammengetan haben, um genau dieses Projekt voranzutreiben. Das ist für uns ein schönes Beispiel dafür, dass das Demokratiecafé engagierte Menschen zusammenbringen kann und daraus selbst gestaltete Projekte entstehen. Wir als F.I.N.K.e.V. haben die Plattform geboten, aber die Umsetzung geschieht ohne unser Zutun. Dennoch sind wir gespannt auf die nächste Runde und was aus der Zusammenarbeit entstehen wird. Wir wünschen viel Erfolg!
Pflanzentauschbörse und Beet-Patenschaften
Ein Thema, das wir als Gemeinschaftsgärtner*innen sehr gerne unterstützen, ist die im Projekt entwickelte Idee einer Pflanzentauschbörse. Vogelsang steckt voller passionierter Hobbygärtner*innen, die mit Leidenschaft Pflanzen vorziehen und Gemüseanbau betreiben.
Andere verwandeln ihre Gärten in blühende Oasen und sind immer auf der Suche nach weiteren Pflanzen zur Verschönerung oder haben Blumen, Stauden oder Bäume abzugeben. In den sozialen Netzwerken werden schon fleißig Pflanzen getauscht, aber eine richtige Börse gibt es unseres Wissens noch nicht. Das wollen wir ändern. Im Rahmen des kommenden Frühlingsfestes am 18.05.2025 (Save the date!) werden wir daher eine Pflanzentauschbörse anbieten. Alle Garteninteressierten sind herzlich eingeladen, Pflanzen mitzubringen und zu tauschen. Nähere Informationen folgen.
Darüber hinaus wurde während der Projektlaufzeit immer wieder der Wunsch nach mehr Grün im Stadtteil geäußert. Am 05.12.2024 berichtete Jörn Hamacher von der Essbaren Stadt unter anderem von den Beetpatenschaften, die es in Köln gibt. Eine Bürgerin ließ sich nicht lange bitten. Sie beantragte eine Beetpatenschaft für ein Beet in der Vogelsangerstraße und wurde kurze Zeit später auch schon aktiv. Da das Beet sehr groß und verwildert ist, gibt es viel zu tun und Helferinnen und Helfer sind herzlich willkommen. Bei Interesse können wir gerne einen Kontakt vermitteln.
Last but not least – Die Wiederbelebung der Stadtteilkonferenz
Das Senioren Netzwerk Köln Vogelsang wird seit Juni 2024 von Johanna Gottschling betreut. Zu den Aufgaben des Netzwerks gehört neben vielen tollen Angeboten für Seniorinnen und Senioren auch die Durchführung einer Stadtteilkonferenz. Eine dieser Veranstaltungen fand bereits 2024 statt. Leider waren nur wenige Teilnehmende anwesend. Insgesamt 55 Institutionen von Kindergärten, Schulen, Vereinen bis hin zu lokalen Politiker*innen wären theoretisch berechtigt teilzunehmen. Damit die Veranstaltung ein Erfolg wird, ist es der große Wunsch von Frau Gottschling, dass sich mehr Institutionen beteiligen.
Ein Thema für die nächste Agenda wurde auch im Projekt Du, Ich, Wir - Vogelsang entwickelt, die Idee einer zentralen Pinnwand, auf der alle Vereine ihren Platz finden, um ihre Angebote präsentieren und bewerben zu können. Finanziert werden könnte dies über die bezirksorientierten Mittel. Alle Vereine & Institutionen aus Vogelsang sind daher aufgerufen, sich an der kommenden Stadtteilkonferenz zu beteiligen. Wir wünschen Frau Gottschling viel Erfolg und viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer!
Eine (Zwischen-) Bilanz
Insgesamt freuen wir uns sehr, dass neben den oben genannten Anliegen noch viele weitere zusammengekommen sind. Udo Hanselmann (stellvertretender Bürgermeister) hat bei seinem Besuch im Gesprächskreis bereits darauf hingewiesen, dass man in der Kommunalpolitik einen langen Atem braucht. Wir geben uns nicht der Illusion hin, dass wir mit dem Projekt in dieser sehr kurzen und sportlichen Zeit das ganze Veedel umkrempeln - das wäre sicherlich auch von vielen nicht gewünscht. Wir denken, dass wir mit dem Projekt zum einen den demokratischen Diskurs vorangebracht haben und in diesem Diskurs sehr viele spannende Anliegen, Ideen und Projekte angestoßen haben. Zum anderen haben wir Menschen zusammengebracht, die nun gemeinsam aktiv werden. Die Saat ist gelegt, wir freuen uns darauf, sie keimen und wachsen zu sehen.
Da der Wunsch besteht, das Projekt weiterzuführen und wir ein Interesse daran haben, weiterhin eine Plattform für einen guten und konstruktiven demokratischen Austausch zu bieten, stehen wir in Kontakt mit dem Familienforum. Ziel ist es derzeit, einmal im Monat einen Gesprächskreis anzubieten.
Ergänzungen zum Karnevalsorden mit dem Ratsschiff (1938):
Wir sind sehr dankbar für den uns verliehenen Orden. Gleichzeitig war es uns wichtig, gerade bei einem von Demokratie leben geförderten Projekt, nicht unkritisch zu handeln. Die Kiellegung des Ratsschiffes erfolgte 1938, also in der NS-Zeit und ein Jahr vor Kriegsbeginn. Wir haben noch einmal recherchiert und drei Artikel gefunden, die Hinweise auf die Nutzung des Schiffes in dieser Zeit geben. Es wurde nach den ersten Bombenabwürfen auf Köln nach St. Goar in Sicherheit gebracht und erst nach den 2. Weltkrieg wieder genutzt. Mehr Informationen findet ihr unter folgenden Links:
https://koelnerleben-magazin.de/themen/leben-in-koeln/ratsschiff-ms-stadt-koeln.html
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2019/5/Ratsschiff-MS-Koeln.php
https://www.meinesuedstadt.de/ratsschiff-im-veedel/


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