Das Jahr 2022 begann für uns mit unserem Jahresplanungstreffen, auf dem wir die Projekte für das Jahr 2022 diskutierten. Am Ende dieses intensiven Prozesses hatten wir Pläne für die Felder, die wir beackern aufgestellt.
Schon im Februar starteten wir mit den ersten Gartennachmittagen mit der Umsetzung der Pläne: Beete wurden vorbereitet, erste Aussaaten in die Erde gebracht, unser Kompost wurde umgeschichtet und wir begrüßten neue Gesichter in unserem Gemeinschaftsgarten.
Im März des Jahres starteten unsere Familienprojekte. Dieses Jahr fanden Projekte für Familien mit Kindern von vier bis sechs und von sechs bis zehn Jahren statt. Über das Jahr hin – unterbrochen von den Schulferien, in denen die Projekte pausierten – lernten die Kinder im Projekt natur- und umweltpädagogische Themen kennen und wurden mit ihren Händen, ihrem Kopf und ihrem Herzen aktiv. Konkret wurde gemeinsam ein Hochbeet inklusive Bewässerungstechnik bebaut, das Themenfeld Produktion – Konsumtion und Entsorgung wurde von den älteren Kindern bearbeitet und angepasst auf das jeweilige Alter lernten die Kinder etwas zu Tieren in der Stadt, den Netzwerken in der Natur und über das große Thema Biodiversität. Neben dem Entdecken der stadtnahen Natur standen beim Familienprojekt ebenfalls Spiel und Spaß im Vordergrund.
Die Gestaltung und Bearbeitung des Gartens im Frühjahr war geprägt vom Anbau von Gemüse mit einem Fokus auf Sommergemüse und der Bepflanzung mit heimischen blühenden Pflanzen. Teilnehmende der Gartenstunden wurden mit warmem Tee begrüßt. So fiel die gemeinsame Arbeit leicht. Während im Frühjahr die Temperaturen langsam, aber sicher stiegen und schon viele warme Tage für gute Laune sorgten, bereiteten die Sonne und die Hitze des Sommers den GemeinschaftsgärtnerInnen Sorgen. Wie so häufig in der Vergangenheit stellte sich die Frage nach der Bewässerung der Pflanzen. Zwischen Juni und September hätte eigentlich täglich gegossen werden müssen, da der gesamte Sommer wieder einmal „zu“ heiß und „zu“ trocken war[1]. Deshalb wurde das Thema Bewässerung im Gemeinschaftsgarten in Zeiten des Klimawandels noch einmal durchdacht. Am Ende des Prozesses wurden Wicking Beds und selbstbewässernde, energieautarke Systeme für besonders geeignet gehalten und deshalb auch praktisch umgesetzt. So erhoffen wir uns für das kommende Jahr weniger Hitze und Dürreschäden an unseren Pflanzen.
Besonderer Highlights des Jahres 2022 waren unsere Pizzanachmittage, die sich zunehmend größerer Beliebtheit erfreuten. Während beim ersten Pizzanachmittag „nur“ ca. fünfzehn BesucherInnen den Weg ins Finkennest fanden, sprach sich schnell herum, dass es bei uns sehr gute und leckere Pizzen gibt. Beim letzten Pizzanachmittag im Jahr mussten wir dann sogar einigen Interessierten absagen, da wir nach über sechzig verteilten Pizzen einfach nicht mehr ausreichend Teig zur Verfügung hatten.
Ein weiteres besonderes Ereignis war unser Frühjahrsfest im Mai, welches wieder einmal viele BesucherInnen ins Finkennest lockte. Vor dem Fest gelang es uns noch einen Lehrpfad zum Thema Urbanes Gärtnern in Gemeinschaftsgärten zu entwickeln, umzusetzen und aufzubauen. Seither können sich Interessierte auf insgesamt 12 Infotafeln im Finkennest informieren.
Einem langen und intensiven Sommer folgte, der Herbst, der u.a. von der Neugestaltung unseres Kinderbereichs geprägt war. Bei dieser Neugestaltung halfen uns Mitarbeitende der Berner Group mit Taten und Material. Im kommenden Jahr soll diese Neugestaltung abgeschlossen werden. Dann können Kinder in einem Bereich des Gartens bauen, spielen, matschen und sich austoben.
Am Ende des Jahres freuten sich dann alle über die Ernte unseres Imkers. Zum ersten Mal bekam das süße Erzeugnis unserer Finkenbienen einen richtigen Namen „Finkenhonig“ und die Gläser voll Honig ein Etikett.
Rückblickend haben wir in diesem Jahr gemeinsam wieder unglaublich viel geschafft. Besonders von Menschen, die den Gemeinschaftsgarten länger nicht besucht hatten, erhielten wir die Rückmeldung, dass sich so vieles verändert und verschönert habe. Diese Aussagen sind immer wieder Motivation für uns, weiter daran zu arbeiten, aus einer alten Brachfläche ein kleines, naturnahes Paradies zu machen.
Somit steht unser Gemeinschaftsgarten auch für Ideen, die für das 21 Jahrhundert entscheidend sein könnten: Es geht um Versöhnung mit und Widergutmachung an der Natur. Indem wir zeigen, dass es im Kleinen möglich ist, Brachflächen in blühende Gemeinschaftsgärten zu verwandeln und einen Prozess der Versöhnung mit der Natur – z.B. im Bereich der Bewässerung - voranzutreiben, kann das Finkennest ein Beispiel für eine lebenswerte Zukunft, in der Mensch und Natur miteinander versöhnt sind, sein.
[1] Zu steht hier in Anführungsstrichen, da der Klimawandel Realität ist und wir uns daher daran gewöhnen werden müssen, dass unsere Sommer tendenziell sehr häufig sehr heiß und sehr trocken ausfallen werden.
Comments